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  • Julian Berengar Sölter

Abenteuer Saba

Aktualisiert: 12. Apr. 2023

Saba ist eine kleine, felsige Insel der kleinen Antillen in der nordöstlichen Karibik. Sie ist kaum größer als manch ein Stadtteil Hamburgs und wirkt auf den ersten Blick kalt und trostlos. Doch das täuscht, denn hier erwartet Freunde des Wanderns, Schnorchelns und Tauchens ein echtes Paradies.


Nach einem 16-stündigen Segeltörn von den britischen Jungferninseln gen Osten tauchte der Gipfel des Mount Scenery das erste mal am Horizont über der karibischen See auf. Nach weiteren acht Stunden kamen wir kurz vor dem Sonnenuntergang an der südwestlichen Steilküste Sabas an.


Saba ist gerade einmal 13 Quadratkilometer groß, hat weniger als 2.000 Einwohner und besteht zu einem Großteil aus dem 887 m hohen Vulkan Mount Scenery. Die Insel gehört zu den niederländischen Antillen und verfügt über einen kleinen Hafen und einen Flughafen mit der kürzesten Landebahn der Welt. Vom benachbarten Saint-Martin gleicht Saba einem riesigen, grauen Steinbrocken, der majestätisch aus dem Ozean ragt. Umso überraschter waren wir von dem, was Besuchern auf dieser überschaubaren Insel geboten wird.



Anreise und Infrastruktur

Nach Saba gelangt man entweder mit einem kleinen Flugzeug, mit der Fähre von den umliegenden Inseln aus oder mit dem eigenen Boot - so wie wir. Der Tourismus hält sich hier glücklicherweise noch in Grenzen, jährlich kommen um die 20.000 Touristen auf die Insel.


Schon die Suche nach einem geeigneten Platz zum Anlegen mit unserer Bavaria war ein Abenteuer. So steil die Felswände oberhalb der Wasserlinie sind, so steil sind sie auch unter Wasser. Dementsprechend ist es auch unmittelbar vor den steinigen Stränden noch sehr tief und Ankern ist so gut wie nirgens möglich. Die Mooringbojen direkt vor dem Hafenbecken an der Südkante der Insel sind allesamt in privatem Besitz, wie man uns später mitteilte. Rund um die Insel sind viele Mooringbojen zu finden, die größtenteils für Tauchboote vorgesehen sind. Einige dieser Bojen können jedoch auch von Besucherbooten und -schiffen genutzt werden. Von hier aus ist der Weg zum Hafen oder zu anderen Landepunkten dann allerdings entsprechend etwas weiter.


Auf Saba gibt es mehrere Orte, die alle rund um den Mount Scenery in höheren Lagen liegen. Vom Hafen aus führt eine Straße mit einer Steigung von 23 % in den Hauptort The Bottom. Vom Flughafen aus führen ebenfalls steile Straßen über die Insel. Alternativ kann man auf der Westseite Sabas eine Steintreppe, "The Ladder" genannt, nutzen, um nach The Bottom zu gelangen. Durch Stürme und Erosion ist die Treppe allerdings etwas in die Jahre gekommen und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Wer eine Wanderung durch die Tropenwälder der Insel plant, sollte sich die Kräfte für spätere Aufstiege sparen und vom Hafen oder Flughafen aus per Anhalter fahren. Die Bewohner Sabas sind diesbezüglich sehr entspannt, mehrmals wurden wir sogar angesprochen, ob wir einsteigen und ein Stück mitfahren wollen.


Sabas Einwohnerinnen und Einwohner

Ich persönlich habe bislang noch nirgendwo so nette Menschen getroffen, wie auf Saba. Ob beim Einklarieren im Hafenbüro, im Ortskern von The Bottom, auf den Straßen zwischen den Orten oder an den abgelegenen Wanderwegen unterhalb des Mount Scenery - jede und jeder auf der Insel war uns gegenüber unglaublich nett, offen und hilfsbereit.


Auf dem Weg vom Hafen hoch nach The Bottom hielt auf einem steilen Straßenabschnitt der Fahrer eines Pick Ups und bot an uns mitzunehmen. Als unser Trinkwasser am Ende unserer Wanderung auf den Mount Scenery knapp wurde, gab uns eine Anwohnerin am Wanderweg großzügig abgepackte Wasserflaschen aus dem Supermarkt. Wir kamen dann sofort ins Gespräch mit ihr und sie lud uns in ihr Café im nahe gelegenen Ort ein. Und auch auf der Verbindungsstraße am Ortsausgang von Windwardside mussten wir keine drei Sekunden den Daumen hochhalten, bis uns erneut ein Pick Up-Fahrer bis in den nächsten Ort mitnahm. Nettigkeit scheint auf Saba völlig selbstverständlich zu sein.


Wandern

Wir haben auf Saba gut drei Tage verbracht - an zwei Tagen davon sind wir in unser festes Schuhwerk geschlüpft und haben den tropischen Regenwald auf der Insel zu Fuß erkundet. Es gibt dort eine ganze Reihe von wunderschönen Wanderwegen durch den dichten Dschungel. Abhängig davon, welches Ziel man hat, kann man zwischen Rundwegen und Wanderwegen auf die Erhebungen rund um die Orte auf der Insel wählen. Die meisten Wanderwege dauern zwischen 30 Minuten und zwei Stunden, man kann natürlich auch eine kombinierte Route gehen. Eine Karte mit allen Wegen kann an den Touristeninformationen erworben werden.


Am ersten Tag unseres Aufenthalts entschieden wir uns in Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit für den einstündigen Paris Hill Trail von und nach The Bottom. Er begann mit einer unscheinbaren Treppe vor dem Krankenhaus im Ort, danach ging es auf steilen, in die Felsen geschlagenen Treppen und über Baumwurzeln ein Stück den Great Hill hinauf und später genauso steil wieder runter. Festes Schuhwerk ist auf allen Wegen der Insel definitiv eine gute Idee - wer mit Höhenangst zu kämpfen hat, sollte sich ggf. vorab genau über die Wanderwege informieren. Die Vegetation Sabas besteht größtenteils aus tropischem Regenwald - dieser wächst per Definition in Regionen, in denen mindestens 2.000 mm Niederschlag pro Jahr fallen. Und natürlich ist es da nicht verwunderlich, dass es auch an unseren Wandertag auf Saba regnete und die Wege matschig waren.



An unserem zweiten Wandertag hatten wir ein Ziel: Der Gipfel des Mount Scenery, der als der höchster Punkt der Niederlande gilt. Da unser Boot, von dem aus wir den Tag starteten, vor der eingangs erwähnten Treppe "The Ladder" lag, entschieden wir uns für den direkten Aufstieg über den The Ladder Trail. Mit dem Dinghi an den steinigen Strand an der Westküste Sabas zu gelangen stellte bereits die erste Hürde dar, denn der felsige Küstenabschnitt und die brechenden Wellen verlangen einem einiges ab. Vom Strand aus führt die Steintreppe direkt nach The Bottom. Einst soll "The Ladder" der einzige Weg auf die Insel gewesen und von Piraten als Transportweg für Waren in die höher gelegenen Orte genutzt worden sein. Die ersten Stufen waren durch die Kraft des Ozeans und Erosion sehr brüchig und zerfallen. Watch your feet! Unsere Mühen wurden weiter oben durch einen traumhaften Ausblick über den Küstenabschnitt und unser Boot belohnt.



Von The Bottom aus ist der meist wolkenverhangene Gipfel des Mount Scenery bereits zu sehen. Wir setzten unsere Wanderung auf dem Bottom Mountain Trail und dem Bud's Mountain Trail fort und gelangten so schließlich auf den Mount Scenery Trail, der auf die Spitze des Vulkans führt. Mit jedem Schritt kamen wir tiefer in die tiefgrüne, artenreiche Pflanzenwelt des tropischen Regenwalds. Gefährliche oder gar giftige Tiere gibt es auf Saba übrigens nicht. Eidechsen, Leguane, ungiftige Nattern, Ziegen, Hühner, Ratten, Käfer und Einsiedlerkrebse sind die Lebewesen, denen man auf den Wanderwegen begegnen kann.



Mit jedem Höhenmeter, den wir bestritten, wurde die Luft kälter und feuchter, die Wege dafür umso matschiger und rutschiger. Das Regenwasser sammelte sich in den großen Blättern auf dem Boden, die Sicht auf den umliegenden Ozean wurde schlechter. Als wir nach ca. zwei Stunden den 887 m hohen Gipfel des Mount Scenery erreichten, befanden wir uns komplett in den Wolken. Bis auf ein paar Hühner und Ratten waren wir die Einzigen dort oben und für einen Moment die höchsten Menschen im Königreich der Niederlande.



Der Weg zurück in die Zivilisation nahm dann deutlich weniger Zeit in Anspruch, da wir auf dem direkten Weg über den Mount Scenery Trail nach Windwardside liefen. Da es auf der Verbindungsstraße zwischen Windwardside und The Bottom keine Fußwege gibt, fuhren wir auf der Ladefläche eines Pick Ups per Anhalter mit und bestritten in der Abenddämmerung die steilen Stufen von "The Ladder" zurück zum Dinghi, das am steinigen Strand unterhalb der Klippen den ganzen Tag auf uns gewartet hatte.


Schorcheln und Tauchen

Mindestens genauso beeindruckt wie von den Wanderwegen durch den Regenwald Sabas waren wir von der Unterwasserwelt rund um die Insel. Vor unserem dreitägigen Aufenthalt waren wir durch die Region der britischen Jungferninseln gesegelt und waren dort an vielen Orten schnorcheln, doch mit den bunten Farben der Korallen und Fische vor Saba konnte nichts mithalten. Nicht umsonst gilt Sabas Unterwasserwelt als einer der zehn schönsten Spots für Tauch- und Schnorchelbegeisterte weltweit.


Vor den Küsten Sabas gibt es unterhalb der Wasseroberfläche viel zu entdecken: Farbenprächtige Korallenriffe, unterirdische Höhlen, bunte Fischschwärme, heiße Quellen, Meeresschildkröten, Feuerfische, verschiedene Haiarten und viele andere Meerestiere. Das alles macht gerade das Tauchen vor der Küste nicht ganz ungefährlich, weshalb Tauchgänge auf eigene Faust nicht erlaubt sind und teuer werden können. Wer tauchen möchte, kann sich vorab mit den Tauchvereinen auf der Insel in Verbindung setzen.



Zu unserem Bedauern entdeckten wir die Schönheit der Unterwasserwelt vor der Insel erst unmittelbar vor unserer Abreise und mussten die Eindrücke unserer kurzen Schnorchel-Einheit mit nach Saint-Martin nehmen, wo die westliche, europäische Lebensweise deutlicher gelebt wird.


Auf unserem Segeltörn durch die kleinen Antillen der Karibik sollte Saba eigentlich nur ein mehr oder weniger erzwungener Zwischenstopp sein. Am Ende war Saba für mich eines der Highlights der gesamten Reise und ich erinnere mich gerne an unser kleines Abenteuer zurück, das wir in den drei Tagen dort erleben durften. Ich kann einen Besuch jedem empfehlen, der die Schönheit der tropischen Natur auf einer ganz besonderen Insel erleben möchte - fernab vom Massentourismus auf den umliegenden karibischen Inseln. Ob im Regenwald um den Mount Scenery herum oder unter Wasser vor der rauen Küste, wer die Reise nach Saba auf sich nimmt, wird definitiv belohnt.


Ich hoffe, dass ich meine Eindrücke von Saba in diesem Beitrag ein wenig beschreiben konnte. Saba ist wunderschön, Saba ist einzigartig. Wer diese Eindrücke nachempfinden möchte, sollte selbst dort hin reisen und sich vom Charme dieser Insel überzeugen.


Hier gibt es weitere Informationen zu Saba:

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