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  • Julian Berengar Sölter

Wasser, Wind und Wellen: Segeltörn durch die kleinen Antillen

Ein fast drei-wöchiges Inselhopping zwischen den Inseln der kleinen Antillen in der nordöstlichen Karibik würden wohl die wenigsten ablehnen. Gemeinsam mit den Joscha und Niklas von Sailingnaked durften wir dieses Abenteuer zwischen weißen Sandstränden, türkis-blauem Wasser, Vulkaninseln und tropischen Regenwäldern auf ihrer Segelyacht erleben und dabei ganz besondere Eindrücke sammeln.


Nach acht Stunden landete unsere Airbus 340-Maschine auf dem Princess Juliana International Airport - kurz SXM - auf der Karibikinsel Saint-Martin bzw. Sint Maarten. Von dort aus nahmen wir den Inselbus bis zu einer Marina am Simpson Bay, wo Joscha und Niklas von Sailingnaked schon auf uns warteten. Unser Zuhause und gleichzeitig Fortbewegungsmittel für die kommenden 18 Tage war eine Bavaria Segelyacht namens JuMar - mit allem, was man für ein Leben auf See benötigt. Zur Ausstattung gehören eine voll ausgestattete Küche, ein Essbereich mit eingebauter Polstercouch, zwei Badezimmer, mehrere separate Schlafkammern und ein kleines Sonnendeck.


Joscha und Niklas starteten im Juni 2019 ihr ganz großes Abenteuer: Nach einer letzten Probefahrt über die Ostsee machten sie sich vom Heimathafen in Flensburg auf den Weg, um mit ihrer Segelyacht unter dem Projekt Sailingnaked um die Welt zu segeln. Im ersten Moment denkt man bei diesem Titel natürlich an leichtbekleidete oder gar nackte Segler - und ich muss zugeben, dass wir bei karibischen Temperaturen um die 28 Grad die meiste Zeit tatsächlich in Bermuda-Shorts segeln konnten. Eigentlich steht Sailingnaked allerdings für eine Art des Reisens, bei der der ökologische Fußabdruck so gering wie möglich gehalten wird, um den Kurs, den die Erde in Sachen globaler Erwärmung aktuell fährt, ein wenig umzulenken.


Für mich war es eine Premiere. Noch nie hatte ich solch eine lange Zeit auf einem Segelboot verbracht. Meine Segelerfahrungen hielten sich sehr in Grenzen, doch als Hamburger Wasserratte hatte ich wenige Bedenken. Als wir den Simpson Bay am frühen Morgen verließen und die Überfahrt von Saint-Martin bzw. Sint Maarten rüber zu den britischen Jungferninseln bevorstand, merkte ich, dass ich mich gnadenlos überschätzt hatte. Mein Körper war für die nächsten 12 Stunden durchgehend damit beschäftigt, zu versuchen das Schwanken der Segelyacht in den Wellenbergen auszugleichen, dazu überkam mich ein Gefühl von extremer Müdigkeit. Der Wind war für die Reisezeit in der Karibik ungewöhnlich stark, die Wellen ungewöhnlich hoch und das Meer ungewöhnlich unruhig. Doch die Gedanken an all die Bilder und Eindrücke, die uns am Ziel der Überfahrt erwarteten, waren Motivation genug und eine Art Licht am Ende des Tunnels. Und wir wurden belohnt.


Nach der Überfahrt auf die britischen Jungferninseln verbrachten wir die erste Nacht im Trellis Bay vor dem Flughafen der Hauptinsel Tortola. Von dort aus ging es am nächsten Tag weiter zum Hauptort Road Town. Wer mit einer Segelyacht durch die Karibik reist, bleibt vom bürokratischen Aufwand bei Ein- und Ausreisen nicht verschont. Sobald eine Insel angefahren wird, die zu einem anderen Land gehört, gehört der Check-in zur ersten Aktivität. Wie lange dieser dauert und wie viel Aufwand er bedeutet, hängt von der Insel und dem Land ab. In Road Town kostete uns die Anmeldung gute drei Stunden und wir kamen im Dunkeln wieder zu unserem Dinghi, mit dem wir zuvor von der JuMar aus an den Hafen gefahren waren.



Am Morgen danach brachen wir auf nach Peter Island, das man vom Hafen in Road Town bereits sehen konnte. In der Regel dauern die Segeltörns zwischen innerhalb des Areals der britischen Jungferninseln deshalb nicht mehr als zwei Stunden, wenn der Wind günstig steht. Im Great Harbour von Peter Island fanden wir eine Mooring-Boje zum festmachen und konnten am Nachmittag die erste Schnorchel-Einheit unserer Reise abhalten.



Noch immer war der Wind ungewöhnlich stark und brachte unsere Segelyacht ordentlich zum schwanken. Am Abend des Vortags hatten wir uns mit einer Gruppe Amerikanern angefreundet, die mit ihrem Katamaran in der Karibischen See unterwegs waren. Da wir noch keine genaue Route für die kommenden Tage hatten, schlossen wir uns an und landeten auf der Nachbarinsel Norman Island. Auf dem Weg kamen wir am The Bight Bay vorbei, in dem unzählige Segelyachten lagen, und in dem sich auch eine bekannte Bar namens Willy T's befindet. Unsere Freunde auf ihrem Katamaran fanden wir allerdings in einer Nachbarbucht - dem Privateer Bay. Zum Glück, denn hier war es deutlich ruhiger und die umgebende Natur deutlich schöner. Im Privateer Bay befinden sich unberührte Korallenriffe, die sich sogar durch Felshöhlen, dem Treasure Point, fortsetzen. Ein echtes Highlight ist es, wenn man sich das Schnorchelzeug schnappt und durch die Höhlen schnorchelt! Im Anschluss fuhren wir mit dem Dinghi zum Lokal Pirates Bight im The Bight Bay und belohnten uns mit einem Karibik-typischen Pain Killer. Am Abend stillten wir unseren Durst dann im Willy T's - einer Bar auf einem alten Boot, die man nur mit dem eigenen Dinghi erreicht.



Von Norman Island aus setzten wir unsere Reise fort nach Jost Van Dyke im Norden der britischen Jungferninseln. Im Long Bay zwischen Jost Van Dyke und Little Jost Van Dyke konnten wir die ersten Meeresschildkröten sehen und uns die Beine auf einem Wanderweg zum Bubbly Pool - einem kleinen Wasserbecken in den Felsen, in dem die Wellen des Atlantiks brechen.



Direkt vor der Küste Jost Van Dykes liegt Sandy Spit. Sandy Spit ist eine kleine Sandinsel, die man innerhalb von zwei Minuten umrundet hat, und deren Mitte von einigen kleinen Palmen dekoriert wird. Leider musste Sandy Spit 2017 besonders unter dem Hurrikan Irma leiden - damals wurde sämtliche Vegetation auf der Insel zerstört und mitgerissen. Mittlerweile hat man die Palmen wieder angepflanzt, abgesehen davon gibt es hier allerdings nicht viel zu sehen. Als Fotograf und begeisterter Drohnenpilot war Sandy Spit allerdings ein Must See dieser Reise und ich hatte ein bestimmtes Bild im Kopf, das ich machen wollte. Und genau dieses Bild konnte ich auch aufnehmen:



Ein weiteres Ziel auf der Reise sollte eigentlich Anegada sein - eine größere Sandinsel etwas weiter von den anderen britischen Jungferninseln entfernt. Da der Wind am Tag der geplanten Überfahrt ungünstiger nicht hätte sein können, fuhren wir stattdessen weiter über Great Camanoe nach Virgin Gorda. Virgin Gorda bedeutet übersetzt so viel wie "Fette Jungfrau". Christoph Columbus nannte die Insel so, da ihre Silhouette einer auf dem Rücken liegenden, rundlichen Frau ähnelt. Wir ankerten mit unserer Segelyacht im Pond Bay, fuhren mit dem Dinghi an den nahegelegenen Sandstrand und gingen zu Fuß in die Hauptstadt Spanish Town, um dort zu Abend zu essen.



Am nächsten Tag fuhren wir vom Pond Bay in den St. Thomas Bay vor Spanish Town, um dort auszuklarieren, denn es war bereits der letzte Tag auf den britischen Jungferninseln. Letzte Station waren dann The Baths. Die riesigen Granitfelsen gelten als Hauptattraktion auf der Insel und sind komplett begehbar. Als sich die Sonne am Horizont verabschiedete, machten wir uns auf den Weg zu einer ganz besonderen Insel: Saba.



Eigentlich lag Saba nicht auf direktem Weg zurück nach Saint-Martin/Sint Maarten und war auch nicht fest geplant. Doch der Wind kam aus Osten und brachte uns schließlich auf die kleine steinige, aber sehr grüne Vulkaninsel. Saba wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, rau und nicht sonderlich spannend. Als wir am nächsten Morgen allerdings die Insel betraten, stellten wir das Gegenteil fest. Der tropische Regenwald auf Saba leuchtet in einem knalligen Grün und die Menschen sind super freundlich und hilfsbereit. Auf Saba leben nicht einmal 2.000 Einwohnerinnen und Einwohner und auch die Touristenströme halten sich hier sehr in Grenzen. Nach meinem Empfinden ist das aber auch gut so. Erwähnenswert sind die zahlreichen Wanderwege durch den Regenwald - ein Weg führt bis auf die Spitze des erloschenen Vulkans Mount Scenery. Bekannt ist Saba auch für seine Unterwasserwelt an der Küste. Hier kann man farbenfrohe Korallenriffe entdecken und es wimmelt von Fischen, Meeresschildkröten und anderen Unterwasserlebewesen.



Nach einem drei-tägigen Aufenthalt auf Saba steuerten wir schließlich wieder den Startpunkt Saint-Martin bzw. Sint Maarten an und stiegen etwas demotiviert in den Flieger zurück ins kalte, graue Europa.


Hier geht's zu einem ausführlichen Blogbeitrag zu Saba: Abenteuer Saba

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